Seite drucken Seite drucken
360°-Klinik-Rundgang Häufige Fragen

Kehlkopfentfernung

Individuelles Therapieangebot nach einer Laryngektomie

Das multiprofessionelle Team des Stimmheilzentrums Bad Rappenau bietet Patientinnen und Patienten, die sich nach der Diagnose Kehlkopfkrebs einer Laryngektomie unterziehen mussten ein individuelles Therapieangebot im Bereich Phoniatrie.

Nach einer Laryngektomie (Kehlkopfentfernung) eröffnet eine qualifizierte Stimmrehabilitation für die an Kehlkopfkrebs Erkrankten Perspektiven für die Wiederherstellung funktioneller Kommunikationsfähigkeiten. Aber auch Hilfestellungen in der psycho-sozialen Krankheitsbewältigung sind bei der Indikation Kehlkopfkrebs und anschließender Laryngektomie wichtig.

Stimmliche Rehabilitation nach einer Laryngektomie

Bei der Laryngektomie geht für die Betroffenen der Verlust des Kehlkopfes als Stimmgenerators mit der kompletten Trennung von Atem- und Speiseweg einher, wodurch eine Stimmproduktion in der vertrauten physiologischen Weise zunächst nicht mehr möglich ist.

Zur stimmlichen Rehabilitation bieten sich unterschiedliche Verfahren an:

  • Chirurgische Stimmrehabilitation durch Einlage einer Stimmprothese
  • Speiseröhrenersatzstimme (Ruktus-, Ösophagusersatzstimme)
  • Elektronische Sprechhilfen
  • Chirurgische Stimmrehabilitation durch die Anlage einer tracheoösophagealen Fistel mittels einer Gewebsverlagerung (z. B. Pectoralis-Major-Lappen, Radialislappen, Jejunum-Interponat)

Hilfsmittelberatung und weitere Therapiemaßnahmen

Nach einer Laryngektomie stehen den von Kehlkopfkrebs Betroffenen zahlreiche Hilfsmittel zur Verfügung, unter anderem Absaug- und Inhalationsgeräte, verschiedene Trachealkanülen und Stomabuttons, Tracheostomafilter, so genannte künstliche Nasen, Riechschläuche und Wassertherapiegeräte („Schwimmhilfe“).

Möglichkeiten und Grenzen stimmlicher Rehabilitationsverfahren

Die Speiseröhrenersatzstimme ermöglicht eine sprachliche Kommunikation ohne Verwendung von Hilfsmitteln. Sie muss jedoch im Rahmen eines langwierigen Behandlungsprozesses erlernt und ausgebaut werden. Die anzuwendenden Techniken, mit deren Hilfe die Luft in die Speiseröhre eingebracht wird, sowie das begrenzt verfügbare Luftvolumen setzen einem ungestörten, gleichmäßigen Sprachfluss Grenzen. Häufig wird die so hervorgebrachte „Ruktusstimme“ vom Gegenüber als unflüssig und unnatürlich empfunden.

Elektronische Sprechhilfen

Bei der Anwendung elektronischer Sprechhilfen wird der für die sprachliche Kommunikation notwendige Stimmanteil durch ein elektronisches Gerät produziert. Mit dem Aufsetzen auf die Mundboden- bzw. Halsweichteile werden diese in Schwingung versetzt. Der Nachteil: Ist das Sprechhilfegerät einmal defekt oder verloren worden, ist keine Stimmgebung mehr möglich. Auch wird der Klang der produzierten Stimme als wenig modulierbar, unnatürlich oder gar roboterhaft empfunden.

Moderne Verfahren der Stimmrehabilitation

Moderne Verfahren der Stimmrehabilitation beruhen auf dem Prinzip einer tracheoösophagealen Fistel. Diese stellt die zunächst aufgehobene Verbindung zwischen Atem- und Speiseweg wieder her. Zur Stimmproduktion wird die operativ angelegte Öffnung der Luftröhre (Tracheostoma) nach außen durch ein Ventil verschlossen. Nun ermöglicht die Fistel einen Luftdurchtritt in die Speiseröhre, wo deren Schleimhaut durch den auftretenden Luftstrom in Schwingungen versetzt wird und ein Stimmklang entsteht. Allerdings muss die angelegte Fistel bei der Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit vollständig verschlossen sein, um den Übertritt von Schluckgut in den Atemweg auszuschließen.

Effektive Stimmproduktion durch Gewebsverlagerung

Bei diesem Verfahren kann auf Fremdmaterial verzichtet werden, wenn aufwändige chirurgische Techniken zur Gewebsverlagerung eingesetzt werden. Hierzu kommen z.B. Gewebslappen vom Unterarm, vom großen Brustmuskel oder eine in den Halsbereich verpflanzte Dünndarmschlinge in Betracht. Zwar handelt sich um zeitintensive, belastende, komplikationsträchtige Operationsverfahren, wenn der Eingriff jedoch erfolgreich durchgeführt wird, ist in der Regel eine effektive Stimmproduktion ohne Abhängigkeit von verschleißanfälligem Fremdmaterial dauerhaft gewährleistet.

Stimmprothesen mit einem Ventil aus Fremdmaterial

Mit deutlich geringerem Zeit- und Operationsaufwand und vermindertem Komplikationsrisiko und damit auch schonender für die Patientin oder den Patienten kann eine tracheoösophageale Fistel unter Verwendung moderner Stimmprothesen mit einem Ventil aus Fremdmaterial angelegt werden. Hierbei ist jedoch bereits nach Wochen oder Monaten mit Funktionsverlusten der Stimmprothese durch Alterungs- und Verschleißerscheinungen zu rechnen. Indem dann jeweils ein Prothesenwechsel nötig wird, sind die Betroffenen auf dauerhafte Betreuung durch einen HNO-Arzt bzw. eine HNO-Klinik angewiesen. Dennoch haben sich Stimmprothesen in jüngster Zeit gegenüber gewebsverlagernden operativen Techniken als Standardverfahren der chirurgischen Stimmrehabilitation durchgesetzt.